Das Stadtarchiv erinnert anlässlich des sich jährenden Geburts- und Sterbetags an den Dichter und Heimatschriftsteller Jakob Ertl
Am 25. Juli 2025 jährte sich der Geburtstag des Dichters und Heimatschriftstellers Jakob Ertl zum 150. Mal. Ertl wurde 1875 als Sohn eines Gütlers auf dem Höllhof in Langbruck (heute zur Gemeinde Bischofsmais gehörig) geboren. Ertl besuchte die Volksschule in Bischofsmais, für ein Studium reichte das Geld seiner Eltern nicht. Er las viel und fühlte sich, wie er später schrieb, in seiner Welt als Bauernknecht „wie ein Verbannter“.
Sein Militärdienst in Ingolstadt, den er 1896 absolvierte, gewährte ihm eine vorübergehende und kurze Zeit fern der bekannten Heimat. 1898 übernahm Ertl den kleinen väterlichen Hof in Augrub, das damals zur Gemeinde Oberneumais gehörte. Um die Jahrhundertwende begann er, angeregt durch die Erzählung „Der Hirmonhopster von Bischofsmais“ des Otto von Schaching, heimatliche Geschichten zu verfassen, die er in Kalendern, Zeitungen und Zeitschriften meist anonym und ohne Honorar veröffentlichte. Außerdem betätigte er sich als Maler und Schnitzer.
In den drei Jahren, die Ertl während des Ersten Weltkriegs an der Westfront, verbringen musste, erlernte er Englisch und Französisch. Seine noch heute im Archiv erhaltenen, in Kurzschrift verfassten, Vokabelhefte zeugen davon. Zurück im heimatlichen Augrub folgte 1919 die Eheschließung, in den Folgejahren wured er Vater dreier Töchter. Nicht nur, dass sich Ertls Bibliothek im Laufe der Zeit vergrößerte – es entstanden auch eigene Erzählungen, die zum Teil auch veröffentlicht werden. Seinem Buch "Das Licht im Fenster" (erschienen 1948, neuveröffentlicht 1992) bescheinigt der Literaturwissenschaftler Hans Göttler eine beachtliche Qualität.
Der erblindete Waldlerbauer und Dichter Jakob Ertl verstarb am 30. Juli 1956. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Regener Friedhof. Erhalten hat sich der Nachlass und Bücherbestand Ertls. 1975 erfuhr Ertl eine Würdigung durch Reinhard Haller in der Zeitschrift Der Bayerwald. In der Kreisstadt Regen ist die Jakob-Ertl-Gasse nach ihm benannt, auch eine Figur der Pscheidl-Krippe erinnert an ihn.
Das Stadtarchiv arbeitet an einer Digitalisierung des Nachlassbestands. Nachfolgend Auszüge aus der Grabrede des damaligen Stadtpfarrers Alfons Grüneis:
"Ein kostbares Samenkorn der zukünftigen Auferstehung legen wir in dieser Stunde eines regennassen Sommertages in die geweihte Erde unseres Gottesackers [...] Auf diesem kleinen Einödhof [in Augrub] lebte und arbeitete, sinnierte und studierte, schrieb und dichtete ein seltener Mann, Jakob Ertl mit Namen, der eine einmalige Erscheinung nicht nur in unserer Pfarrei, sondern weit darüber hinaus war. [...] Schon in der Schule trat sein Talent von Jahr zu Jahr klarer hervor. Doch mit dem Verlassen der Schulbank war ihm, wie er schreibt, 'alles wie verzäunt und abgeschnitten, jeder Flügelschlag gelähmt; denn die eingeengte, fast kümmerliche Lage der Gütlersfamilie ließ den Gedanken an ein Weiterbilden gar nicht aufkommen.' [...] 1904 begann er, selbstgeschriebenen Erzählungen zu veröffentlichen, freilich ohne Angabe seines Namens. [...] Er besaß Kenntnisse nicht nur in Literatur, sondern auch in Philosophie und Theologie, die ihn befähigten, stundenlang über solche Fragen zu reden. Seine selbsterworbene hohe Bildung überragte die manch eines Hochstudierten. Scharfer Verstand, tiefe Weisheit, unaufdringliche Religiosität und ein unbeirrbarer Sinn für alles Echte, Gute und Wahre gaben ihm die einmalige Art seiner Persönlichkeit. [...]"